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Orale Restriktionen…

.was bedeutet das eigentlich?

Das Wort oral leitet sich vom Lateinischen “os” für “Mund” ab und Restriktion bedeutet so viel wie „Einschränkung“. Wir sprechen bei oralen Restriktionen also von Einschränkungen im Bereich des Mundes. Genauer sprechen wir unter diesem Überbegriff über die Funktionseinschränkung durch Zungenbändchen sowie auch Wangen- und Lippenbändchen.

Kurzer Auszug aus der Geschichte

Am weitesten verbreitet ist sicherlich das zu kurze Zungenband. Viele behaupten dass dies eine „neue Mode“ wäre, aber hier können wir mit einem klaren „NEIN, ist es nicht !“ antworten. Zu kurze Zungenbänder und daraus resultierende Funktionseinschränkungen gibt es vermutlich schon seit es den Menschen selbst gibt. In Literaturquellen aus dem 17. Jahrhundert findet man bereits ähnlich aussehende Instrumente, wie sie auch heute zur Durchtrennung von Zungenbändern verwendet werden. Weiterhin wird beschrieben, dass früher bereits die Hebammen zu kurze Zungenbändchen mit einem spitzen Fingernagel direkt nach der Geburt durchtrennt haben, weil man schon früher erkannt hat, dass dies zu einer Funktionseinschränkung führt und das Kind so nur eingeschränkt oder gar nicht stillen kann. Dieses Wissen ist dann leider über die Jahre verloren gegangen und kommt nun sukzessive wieder zurück. Leider wird es aber noch zu oft nicht berücksichtigt.

Aktuelle Daten

In Studien konnte festgestellt werden, dass ca. 5% der Neugeborenen ein zu kurzes Zungenband haben (Die Zungenbänder mit posteriorem Ansatz, die nicht sofort ersichtlich sind, wurden in der Literatur eher nicht berücksichtigt, hiervon sind also vermutlich noch mehr Menschen betroffen).

Das Zungenband hat die Aufgabe die Zunge am Mundboden zu verankern. Es entwickelt sich bereits in der frühen embryonalen Phase. In der weiteren Entwicklung wird dieses embryonale Gewebe normalerweise wieder zurückgebildet, damit sich die Zunge später frei bewegen kann, jedoch passiert dies in manchen Fällen nicht vollständig, sodass dieser verbleibende Rest als restriktives (einschränkendes) Zungenband die Beweglichkeit und die normale Zungenruhelage (am Gaumen) beeinträchtigt.

Das Erkennen eines zu kurzen Zungenbandes ist nicht nur eine Blickdiagnose! Ein vorderes (anteriores) zu kurzes Zungenbandes lässt sich ggf. noch per Blickdiagnose erkennen und wird meist auch schnell behandelt. Hintere (posteriore) nicht direkt sichtbare zu kurze Zungenbänder werden jedoch leider noch viel zu häufig übersehen.

Ein zu kurzes Zungenband kann mit folgenden Symptomen einhergehen:

  • Schmerzen der Mutter beim Stillen
  • verletzte, verformte Mamillen
  • Saugschwierigkeiten an der Brust
  • Saugschwierigkeiten an der Flasche
  • Schlafschwierigkeiten
  • offener Mund
  • Saugbläschen
  • Unzureichende Gewichtszunahme / deutlich zu viel Gewichtszunahme
  • Blähungen und Reflux
  • Probleme beim Schlucken von festeren Konsistenzen bzw. generelle Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme
  • Sprachprobleme
  • Zahn- und Kieferfehlstellungen

und noch mehr

ABER all diese Symptome müssen nicht zwingend ein zu kurzes Zungenband als Ursache haben, es ist deshalb unbedingt erforderlich jeden Verdachtsfall individuell, vor allem unter Berücksichtigung der Zungenfunktion, zu überprüfen und sowohl ganzheitlich als auch interdisziplinär zu betrachten.

Sollte bei Ihrem Kind der Verdacht auf ein zu kurzes Zungenband bestehen, wenden Sie sich bitte zunächst an eine auf orale Restriktionen spezialisierte Fachkraft, die Sie begleitet und eine erste Einschätzung vornimmt.

Eine Übersicht von spezialisierten Fachkräften in Ihrer Nähe finden Sie hier.


Weiterführende Literatur zum Thema Zungenband finden Sie unter anderem auch auf folgenden Seiten: